Trans*Kinder und Jugendliche sowie ihre Angehörigen in der Lebens-, Paar-, Erziehungs- und Familienberatung - Online
Gendernonkonforme, genderqueere und transgeschlechtliche Personen (kurz trans*) teilen in dieser Gesellschaft die Erfahrung, dass die Zuschreibungen, die aufgrund ihres Körpergeschlechts an sie gerichtet werden, nicht ihrer Geschlechtsidentität entsprechen. Da das Geschlecht jedoch in allen sozialen Beziehungen immer wieder angesprochen und mit Erwartungen ausgefüllt wird, stehen trans* Personen vor erheblichen Herausforderungen wie dem Umgang mit Gewalt, Diskriminierungen, Nicht-Anerkennung. Trans* Personen müssen ihren Lebensweg immer wieder auch gegen erhebliche Widerstände gehen und einen Umgang mit Barrieren erarbeiten. Das führt zu biografischen Belastungen und macht es notwendig, spezifische Ressourcen zu entwickeln.
Konzept
Insbesondere gendernonkonforme und trans* Kinder und Heranwachsende müssen sich in einem von Vorurteilen geprägten Feld behaupten. Ihre nonkonforme Genderexpression und ihre Wünsche nach Anrede und Anerkennung werden häufig noch mit Skepsis betrachtet. Die wissenschaftliche, aber besonders auch die gesellschaftliche Diskussion ist emotional aufgeladen, so dass die Bedürfnisse der jungen Menschen und ihrer Familien häufig nur schwer in den Blick genommen werden können. Die nicht selten formulierten Bedürfnisse nach körperlichen Behandlungen zur Linderung geschlechtsdysphorischen Erlebens von Seiten der Jugendlichen werfen medizinische, ethische und rechtliche Fragen auf. Daher wird Wissen zur Anwendung des Selbstbestimmungsgesetzes (SBGG), aus den medizinischen Leitlinien der AWMF, der Medizinethik und der menschrechtlichen Perspektive vermittelt. Hinzu kommen Elemente der Selbstreflexion der Berater*innen hinsichtlich der Bedeutung von Geschlecht und Möglichkeiten der Geschlechtspräsentation, sowie einer Beziehungsgestaltung, in der die Berater*innen bereit sind, sich auf Unsicherheiten einzulassen und scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen oder in Frage stellen zu lassen.
Die Möglichkeiten und Grenzen des Beratungsauftrags werden angesprochen und das Kindeswohl kann ins Zentrum der gemeinsamen Arbeit treten.
Themen der Fortbildung sind die Auseinandersetzung mit der Vielfalt von Geschlecht in der beratenden Begleitung von trans* Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien. Neben einem Einblick in die rechtliche und medizinische Dimension, sowie in nicht-pathologisierende entwicklungspsychologische Ansätze wird die gerade verabschiedete neue S3 Leitlinie zur Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter vorgestellt. Zudem werden die Folgen von Marginalisierung und Diskriminierung vermittelt. Bei Bedarf können gern Fallsupervision angeboten und seelsorgerische Aspekte bearbeitet werden.
Veröffentlichungen:
Günther, Mari; Dr. Teren, Kirsten; Dr. Wolf, Gisela (2019): Psychotherapeutische Arbeit mit trans* Personen – Handbuch für die Gesundheitsversorgung. Reinhardt-Verlag, München. 2019
Günther, Mari (2018): Leid* - Erfahrungen von Leid, Scham und Verlust bei trans* Personen. In: Leidfaden, Heft 2/ 2018, S. 12-18. Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG. Göttingen. 2018
pro familia Bundesverband (2016): Psychosoziale Beratung von inter* und trans* Personen und ihren Angehörigen, Frankfurt am Main. www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Fachpublikationen/Inter_Trans_Beratung_Leitfaden.pdf (17.09.2016).
Günther, Mari (2015): Psychotherapeutische und beratende Arbeit mit Trans*Menschen. Erfahrung, Haltung, Hoffnung. In: Verhaltenstherapie & psychosoziale Praxis 47 (1), S. 113-124.
Zielgruppe
Berater*innen und Therapeut*innen in Lebens- und Paarberatungsstellen sowie Erziehungs- und FamilienberatungsstellenDo., 23.10.2025 | bis 18:00 Uhr