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Angebot

Schwierige Begegnungen mit komplizierten Persönlichkeiten – Beratung von Klient*innen mit ich-strukturellen Defiziten und Persönlichkeitsstörungen

Manchmal begegnen wir in der Beratung Klient*innen, die von Anbeginn eine extreme Wirkung auf uns haben. Wir haben den Eindruck, stark idealisiert oder aber getestet zu werden. Oder wir begegnen einem übergroßen Misstrauen, das uns hilflos werden lässt. Oder wir erwischen uns dabei, uns für eine*n Klient*in besonders aufzuopfern und Rettungsfantasien zu hegen. Wir sind weit über die Sitzungszeit hinaus beschäftigt mit der*dem Klient*in und ringen um ein Verstehen. Oder uns überkommt während oder nach einer Sitzung auf einmal eine große Angst, eine Ohnmacht oder eine Wut. Wir fühlen uns verstrickt, unter Druck gesetzt und verlieren regelrecht den Boden unter den Füßen.

Konzept

Starke Gegenübertragungsgefühle sind eine typische Begleiterscheinung in der Beratung von Klient*innen mit ich-strukturellen Defiziten und schweren Persönlichkeitsstörungen. Unter ich-strukturellen Defiziten verstehen wir Mängel in basalen Ich-Funktionen, etwa in der Selbst- und Objektwahrnehmung, in der Selbststeuerung, in der emotionalen Kommunikation und in der Bindungsfähigkeit. So kommt es vor, dass uns Klient*innen etwas von sich und ihrer Familie erzählen und wir bemerken, dass zwischen eigenen Intentionen und Gefühlen und denen eines anderen Familienmitglieds gar nicht unterschieden wird. Hier könnte die sog. differenzierte Selbst- und Objektwahrnehmung gestört sein. Andere Personen können dann nicht als eigenständig denkende und fühlende Wesen wahrgenommen und akzeptiert werden. Vielleicht kann der*die Andere auch nicht als ganzheitlich wahrgenommen werden, Ambivalenzen dieser Person gegenüber werden nicht ertragen, die*der Andere kann nur als „gut“ oder „böse“ erlebt und gedacht werden. Vielleicht leidet die*der Klient*in unter Impulsdurchbrüchen, lebt promiskuitiv und selbstschädigend. Vielleicht können Gefühle nicht in ihrer Differenziertheit gefühlt und beschrieben werden, zeitweilig kommt es sogar zu Affektfluten, denen sich die*der Klient*in heillos ausgeliefert fühlt. Wir bekommen den Eindruck, dass die*der Klient*in über keinerlei Fähigkeit verfügt, sich selbst zu beruhigen und zu trösten, man könnte sagen, der*dem Klient*in fehlen gute innere Objekte und jedwede Kompetenz der Selbstfürsorge und -verantwortung. And last but not least wird in der Beratung rasch sicht- und spürbar, dass die*der Klient*in innere Spannungszustände nur interaktionell/externalisiernd anstatt innerpsychisch bewältigen kann – und diese Tendenz macht auch vor uns als Beratenden nicht halt.

 

Wie wir strukturelle Defizite in ihrer Genese und Psychodynamik verstehen können, wie wir mit strukturellen Defiziten in der Beratung arbeiten können, welche innere Haltung wir einnehmen sollten, um nicht allzu destruktiv verstrickt zu werden, und welche Form der Selbstfürsorge in der Beratung strukturell-defizitärer Klient*innen wichtig wird, soll Inhalt des Seminars werden.

Zielgruppe

Psychologische Berater*innen der Ehe-, Lebens-, Familien- und Erziehungsberatung
Fr., 31.05.2024 | ab 13:30 Uhr
Sa., 01.06.2024 | bis 17:30 Uhr
max. 18 Teilnehmende
Auguststr. 80
10117 Berlin
295 Euro
Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung
Auguststr. 80
10117 Berlin
Organisatorische Fragen
Michaela Bärthel030 28395-270baerthel@ezi-berlin.de