Polyamorie in Paarberatung und -therapie
Psychodynamische Überlegungen und Herangehensweisen
Mit zunehmender Sichtbarkeit der Vielfalt von Paarbeziehungen und damit einhergehenden neuen Identitäts- Beziehungs- und Familienentwürfen bekunden auch immer mehr Paare den Wunsch, bestehende monogame Beziehungsformen aufzubrechen. „Polyamorie“ erscheint dabei als ein beliebtes Konzept, um romantische, sexuelle und Beziehungsmöglichkeiten zu eröffnen: Mit der Forderung nach absoluter Transparenz vermittelt es deutliche Abgrenzung gegenüber unklaren oder gar heimlich geführten „Nebenbeziehungen“. Ein Regelwerk und die Möglichkeit des Ausverhandelns geben zudem einen Rahmen vor, der Orientierung und Sicherheit bieten soll.
Die „Freiheit im Rahmen“ konfrontiert jedoch auch mit allerlei Fragen und Anforderungen. So kann das Ausverhandeln von Bedingungen zur Herausforderung werden: Können die Partner*innen die eigenen Bedürfnisse und Grenzen in Worte fassen und übermitteln, verfügen sie über eine „gemeinsame“ Sprache? Auch unterschiedliche Bedürfnisse der Partner*innen oder auftauchende „unerwünschte“ Regungen wie Eifersucht oder Verlustängste können zum Problem werden.
Paare wenden sich an uns Berater*innen und Psychotherapeut*innen, um Unterstützung bei der Umsetzung und zufriedenstellenden Gestaltung ihrer Beziehungskonzepte zu finden.
Konzept
Was (alles) kann es bedeuten, in polyamorösen Beziehungen zu leben – wir erkunden entsprechende Formen, Begriffe und Regeln und lassen neue Entwürfe auf uns wirken. Auch uns stellen sich dabei viele Fragen: Welche Freiheiten gewinnen wir, welche Fähigkeiten entdecken oder vermissen wir dabei an uns selbst oder an den Partner*innen, wo begegnen wir inneren oder äußeren Grenzen, wo erleben wir Erwartungen bestätigt, Enttäuschung oder Überraschung? Was an „bisher nicht Gedachtem“ taucht in uns auf?
Wir blicken gemeinsam durch die psychoanalytische Brille und überlegen, welche bestehenden Konzepte uns beim Verstehen, beim Containen von Fragen und Schwierigkeiten und bei unseren Interventionen hilfreich sein können. Wir machen uns mit dem Konzept der „couple state of mind“ im Sinne Mary Morgans, einer Psychoanalytikerin und Paartherapeutin des Londoner Tavistockinstituts, vertraut, versuchen, diese Perspektive einzunehmen und machen uns Gedanken über projektive Prozesse, gegenseitiges Containment und gemeinsame unbewusste Phantasien in Beziehungen.
Um Raum für Lebendigkeit und Praxis zu schaffen, sind die Teilnehmenden herzlich eingeladen, Fallbeispiele oder Fragen aus der eigenen Arbeit einzubringen, sodass wir gemeinsam assoziieren und unsere Gedanken und Einfälle zur Verfügung stellen können.
Zielgruppe
Berater*innen in der Paar-, Lebens- und Familienberatung, Paarberater*innen und Paartherapeut*innen in eigener Praxis, Psychotherapeut*innen, die in Einrichtungen oder in eigener Praxis mit Paaren tätig sindSa., 20.09.2025 | bis 13:00 Uhr
Dozent:in(nen)
Berlin